Oliver
Spilker tritt im Freilichttheaterstück „Die verbotene Stadt“
in der Rolle des Rektors Johannes auf. Dieser leitet das Stift St. Kastulus
und ist ein starker, positiver Charakter, der die Zeichen der Zeit erkennt
und umsichtig handelt, vor allem aber rational und abwägend denkt.
Er hat eine Schlüsselposition inne, über die an dieser Stelle
noch nichts verraten werden soll. Auch er wird zum Sympathieträger.
Die historische Person des Rektor Johannes wird in den Quellen nur ein
einziges Mal erwähnt: In dieser Urkunde wird er an der Spitze einer
Reihe von Personen genannt, die eine Grundstücksübertragung
bezeugen. Aus seinem Namen „Johannes“ und der Tatsache,
dass er im Gegensatz zu vielen anderen Zeugen nicht mit seiner Herkunft
aufgeführt wird, kann man schließen, dass er wohl ein Mitglied
des Stiftes St. Kastulus war. Wegen seiner prominenten Stellung gleich
zu Beginn der Zeugenreihe ist anzunehmen, dass er eine Leitungsfunktion
inne hatte. Welche Haltung er aber zu den zentralen Fragen seiner Zeit
eingenommen hat, wie er seine Rolle verstand und wie er sich im Konflikt
zwischen dem Stift und den Burghartingern verhielt, kann man aus den
Quellen leider nicht ableiten, was Regisseur Jochen Servatius umso mehr
Raum zur Interpretation gibt.
Oliver Spilker, 1967 in Herford/Westfalen geboren,
kam wie viele seiner Schauspiel-Kollegen beim Festspiel Moosburg bereits
als Jugendlicher mit dem Theaterspiel in Berührung: Beim Schultheater
spielte er in Stücken von Shakespeare, Gorki und in Thornton Wilders
„Unsere kleine Stadt“. Schon damals sammelte er erste Erfahrungen
als Regisseur mit Ionescos „Die kahle Sängerin“ –
ein Perspektivenwechsel, den er im Laufe seines weiteren Theaterwirkens
noch mehrmals vollziehen sollte. Nach dem Abitur führte Oliver
Spilker der Zivildienst 1986 zunächst nach München, wo er
im Anschluss auch studierte. Seit seiner Kindheit in der Kirche aktiv,
führte ihn sein Interesse an Theologie und Psychologie zum Studium
der Religionspädagogik, obwohl er eigentlich Schauspieler werden
wollte und sich sein Talent auch schon mittels einer Eignungsprüfung
an der Schauspielschule Essen bescheinigen ließ.
Nach dem Referendariat in Dillingen an der Donau begannen für Oliver
Spilker vier wunderbare Jahre in München, die ihn sehr prägten
und in denen er seine Tätigkeit als Religionslehrer mit seiner
Schauspielerei beim „Spielstatt Theater“ perfekt kombinieren
konnte. Der Münchner Gasteig war der Hauptspielort der Theatertruppe,
doch mehrere Tourneen führten auch durch bayerische Kurorte wie
Bad Tölz oder Berchtesgaden. In dieser Zeit bildete sich Oliver
Spilker zum Theaterpädagogen weiter und schrieb auch über
die Schule das Buch „Von sehr gut bis Ungenügend“.
Sein Beruf als Religionslehrer für Berufs- und Realschulen führte
Oliver Spilker 1998 nach Landshut, wo er 2001 zum Schulbeauftragten
berufen wurde und somit für die Einteilung und Beurteilung der
kirchlichen Lehrkräfte an den Schulen im Dekanatsbezirk Landshut
zuständig ist. Außerdem leitet Oliver Spilker ein Fortbildungsprojekt,
in dem Pfarrer geschult werden, Unterricht zu erteilen. An der Fachhochschule
Nürnberg wiederum nutzt er seine Leidenschaft für‘s
Schauspiel, um Studierenden zu vermitteln, wie Ausdrucksformen des Theaters
wie z.B. Rollenspiele, im Unterricht eingebaut werden können.
Am Theater an der Isar in Landshut wechselte Oliver Spilker wieder von
der Rolle des Schauspielers zu der des Regisseurs und inszenierte 2001
„Das Wunder des Heiligen Antonius“ von Maetterlink. Aber
auch dem Moosburger Theaterpublikum dürfte Oliver Spilker nicht
unbekannt sein, schlüpfte er doch 2003 für die Bühne
Moosburg in die Rolle des Butlers in „Das Gespenst von Canterville“.
2004 führte er gar bei der Aufführung von Wilders „Unsere
kleine Stadt“ für die Bühne Moosburg Regie, womit sich
der Kreis zu seiner Schultheaterzeit schloss.
Nach der Geburt seiner Kinder Alexander und Katharina hat Oliver Spilker
theatermäßig erst einmal pausiert und sich um das Theater
zu Hause gekümmert. Um so mehr freut er sich jetzt, endlich wieder
ein Textbuch in Händen halten zu können. Nach seinen Hobbys
gefragt, nennt Oliver Spilker als erstes seine Familie: Mit dem Großen
Fußball zu spielen, mit der Kleinen Regenwürmer zu beobachten
oder mit seiner Frau ins Kino zu gehen, einmal im Jahr an die Nordsee
zu fahren und ein gutes Buch zu lesen – dann ist seine Welt in
Ordnung.
Oliver Spilker über das Festspiel Moosburg 2010:
„Das Festspiel holt Geschichte in die Gegenwart. Diese Verbindung
fasziniert mich, denn die Menschen haben sich ja nicht groß verändert:
Liebe, Hass, Intrigen, das alles kennen wir heute auch. So begegnet
man bei einem Blick in die Vergangenheit immer auch ein bisschen sich
selbst. Ich freue mich auf die Herausforderung dieses großen Projektes,
auf die Figur des Johannes und auf unser buntes Team!“