Manuel
Scherer mimt beim Festspiel Moosburg 2010 die Rolle von Burghart dem
Jüngeren, Sohn von Vogt Burghart dem Älteren und zugleich
Vater von Benedikta. Im Unterschied zu den bisher in dieser Serie vorgestellten
Charakteren repräsentiert er eine Figur, die im Laufe des Theaterstücks
keine „dramatische Entwicklung“ durchmacht, sondern eher
statisch bleibt. Dies hat auch seinen guten Grund: Bucko soll den festgefahrenen,
lange andauernden Konflikt zwischen Vogtei und dem Stift St. Kastulus
sowie die Hilflosigkeit der Burghartinger personifizieren. Gerade diese
Hilflosigkeit motiviert wiederum andere Figuren im Stück, etwas
zu unternehmen, um vielleicht doch ein Ende der Stagnation herbei zu
führen. Burghart der Jüngere alias Bucko tritt als durch und
durch liebenswerte und menschliche Figur auf.
Das Geburtsjahr der historischen Person von Burghart dem Jüngeren
ist nicht bekannt. 1120 wurde er zum ersten Mal als „Adliger,
Sohn des Burghart von Moosburg“ erwähnt. Um 1133 erbte Burghart
von seinem Vater das Amt des Vogtes über das Kollegiatstift St.
Kastulus in Moosburg. Zu diesem Zeitpunkt war der im Theaterstück
„Die verbotene Stadt“ thematisierte Konflikt zwischen dem
Stift und den Burghartingern bereits beigelegt, letztere als Vögte
uneingeschränkt akzeptiert. Welche Rolle Burghart der Jüngere
im Konflikt zwischen den Burghartingern und dem Stift gespielt hat,
lässt sich aus den spärlichen Quellen nicht ermitteln. Gesichert
ist dagegen, dass Burghart der Jüngere in erster Ehe mit Adelheid
verheiratet war, die um 1120 starb. Über seine zweite Frau Gertrud
erwarben die Burghartinger Besitz in der Münchner Gegend und in
der Oberpfalz. Auch unter Burghart setzte sich die enge Kooperation
der Burghartinger mit den Wittelsbachern fort. Sie waren weiterhin wichtige
Verbündete der Pfalzgrafen in einem für diese sensiblen Raum.
An einem 11. Januar, wahrscheinlich im Jahr 1138, ist Burghart IV. gestorben.
Der 1980 in Agnetheim, Rumänien/ Siebenbürgen,
geborene Manuel Scherer schlüpft keinesfalls als Laie in die Rolle
von Burghart dem Jüngeren, sondern investierte zahlreiche Jahre
in seine Schauspielausbildung. 1984 siedelte Manuel Scherer mit seiner
Familie zurück nach Deutschland. Nach dem Besuch verschiedener
Schulen beschloss er 1999 zunächst, seinem Talent im Zeichnen nachzugehen
und wechselte auf die Fachoberschule Augsburg, um sich dort im Bereich
Mediengestaltung weiter ausbilden zu lassen. In den zwei Jahren dort
war Manuel Scherer Mitglied der Theatergruppe und verliebte sich vor
1000 ausverkauften Plätzen ins Schauspiel. Auf der FOS-Theaterbühne
spielte er den Kaiser Joseph in „Der Kaiser und die Bahnwärterstochter“
sowie Cäsar, Priester und Model in „Des Körpers neue
Kleider“.
Um seine Passion fürs Theaterspielen endgültig zum Beruf zu
machen, begann Manuel Scherer 2001 am Münchner Schauspielstudio
Gmelin eine Schauspielausbildung, die er 2004 an der Acting Academy
in München abschloss. Im Rahmen seiner Ausbildung spielte er in
Stücken von Carlo Goldoni, Gerhard Hauptmann und William Shakespeare
und erarbeitete zahlreiche Rollenprofile. Nach bestandener ZBF-Prüfung
2004 sollte es so richtig losgehen mit der Schauspiel-Karriere, doch
dann wurde Manuel Scherer erst einmal Vater einer kleinen bezaubernden
Tochter. Und so verlegte er sich zunächst auf einträglichere
Einkommensarten als die Schauspielerei und verdiente sein Geld u.a.
als Illustrator. Nach zwei Jahren mit vielen Jobs und wenig Zeit für
sich und seine künstlerische Entwicklung zog es Manuel Scherer
wieder zurück auf die Bühne. Über den Kontakt zu Jochen
Servatius kam er zu Theatour und spielte dort 2007/ 2008 den Robert
in „Die Beleidigten“ von Hub. Seit 2008 richten sich Manuel
Scherers Ambitionen aufs Filmgeschäft, Rollen in mehreren Kurz-
und Hochschulfilmen ebneten ihm den Weg in diese Richtung.
Nach seinen Hobbys befragt, bedauert Manuel Scherer, viel weniger als
früher zu zeichnen, dafür immer noch genauso gerne. Außerdem
schreibt er viel, an einem Drehbuch, Kurzgeschichten und vieles andere
mehr. Dann gilt seine Leidenschaft dem Schauspiel und natürlich
seiner mittlerweile dreieinhalbjährigen Tochter. Sportlich betätigt
er sich im europäischen Schwertkampf, in Modern Dance, Susuki und
Tai-Chi.
Manuel Scherer über das Festspiel Moosburg 2010:
„Bereits 2008 erzählte mir Jochen Servatius von dem neuen
Moosburger Projekt, der Verbotenen Stadt, was für mich gleich faszinierend
klang. Ich als „Fan“ des Mittelalters meldete mich sogleich
als Freiwilliger. Begeistert allein vom Umfang des Projekts und den
vielen sympathischen Mitwirkenden freue ich mich jetzt sehr darauf,
mit den Proben zu beginnen, im Wechselspiel mit den Kollegen zu lernen
und eine für mich vollkommen neue Rolle mit Leben zu füllen,
nämlich die eines Menschen, der tatsächlich einmal existierte!“