Frank
Junge schlüpft für das Festspiel Moosburg 2010 in die Rolle
des Vogtes Burghart, auch Burghart der Ältere oder Burghart III.
genannt. Vogt Burghart stammt aus der ursprünglich überaus
einflussreichen, angesehenen und wohlhabenden Familie der Burghartinger,
die als treue Anhänger Kaiser Heinrichs IV. in höchste Ämter
gelangt waren. Der älteste Bruder Burghart II. war Markgraf von
Istrien und Vogt von Aquileja, der zweite Bruder Berthold Erzbischof
von Salzburg und der dritte Bruder, eben unser Burkhard der Ältere,
hatte den Stammsitz der Familie in Moosburg inne und damit die Vogtei
über das Kollegiatstift St. Kastulus. Die Familie gehörte
zu den wichtigsten Reichsfürsten. Nach dem Machtwechsel auf Heinrich
V. verloren die Burghartinger ihre Positionen, sie stürzten regelrecht
in den Stand von einfachen Landadeligen ab. Als einzige Einnahmequelle
verblieb der Familie die Vogtei über St. Kastulus.
Das Kollegiatstift wiederum nutzte die Schwäche der Burghartinger
gnadenlos aus und versuchte, sich seiner Vögte zu entledigen, indem
ihnen der Zutritt zur Stadt verboten wurde. Die Motive des Kollegiatstifts
waren klar: ein Vogt kostete viel Geld und mischte sich unter Umständen
in die internen Angelegenheiten des Klosters.
Zum Zeitpunkt, an dem die Handlung des Theaterstücks „Die
verbotene Stadt“ einsetzt, blickt Vogt Burghart auf 20 Jahre des
Konflikts zurück, währenddessen er und seine Familie an der
Ausübung des Amtes als Vogt gehindert wurden. 1126 wendet sich
plötzlich das Blatt, die Burghartinger erhalten Unterstützung
von außen und finden in Pfalzgraf Otto dem Älteren ihren
Fürsprecher: Vogt Burghart darf wieder seines Amtes walten und
die Stadt betreten.
Im Theaterstück „Die verbotene Stadt“ ist Vogt Burghart
ein absoluter Sympathieträger, er handelt rational und hat ein
ausgeprägtes Gefühl für Gerechtigkeit, wird aber auch
immer wieder von leicht depressiven Anflügen heimgesucht. Benedikta,
das Gesicht des Festspiels, ist seine Enkelin.
Frank Junge, der im Theaterstück Burghart den
Älteren mimt, hat in seinem Leben bereits eine Fülle spannender
Tätigkeiten, außergewöhnlicher Einsätze und kreativer
Phasen durchlaufen, die ihn allesamt bestens in die Lage versetzen,
die Rolle des Vogtes bis in die kleinste Facette seines Wesens lebensecht
und überzeugend auszufüllen. 1959 in Köln geboren, kann
Frank Junge auf eine wunderbare Kindheit zurückblicken, wovon bis
heute das enge Verhältnis zu seinen Geschwistern zeugt. Nur die
Mutter starb leider viel zu früh, so dass der Vater die Kinder
allein groß ziehen mußte.
Nach der Fachoberschulreife 1976 wurde Frank Junge zunächst in
einem Handwerksberuf ausgebildet. Nach dem Abschluss 1978 arbeitete
er als Kellner, Taxifahrer und in der eigenen Versicherungsagentur,
bis er 1983 nach München übersiedelte. Dort ließ sich
Frank Junge zum Piloten und Fluglehrer ausbilden, eine Tätigkeit,
die er zum Teil auch heute noch ausübt. Dem Beruf des Schauspielers
näherte er sich im Laufe der Jahre aus verschiedenen Perspektiven
an: Ab 1990 war er beim Fernsehsender Pro7 als Werkspilot beschäftigt
und absolvierte eine firmeninterne Ausbildung zum Kameramann. Daran
schlossen sich ab 1994 Einsätze als Bildjournalist an. Etwa zwei
Jahre lang dokumentierte er in Bosnien den Krieg auf dem Balkan und
arbeitete nach dem Ausbruch der zweiten Intifada ein Jahr lang in Israel.
1997 fand er sich in der Situation des alleinerziehenden Vaters eines
sechsjährigen Sohnes wieder. Auch heute noch lebt Frank Junge gemeinsam
mit seinem Sohn Max.
Nach einer privaten Schauspielausbildung ab 1997 folgten Jahre der freien
Theatertätigkeit, darunter auch ein Jahr am Stadttheater Landshut.
Seit 2002 hat Frank Junge in ca. 30 Fernsehrollen in ganz unterschiedlichen
Sendungen mitgewirkt. Sehr gerne wird er aber von den Fernsehproduktionsfirmen
mit dem Charakter des „Bösen“ besetzt, „das liegt
wohl an Stimme und Auftreten“ meint Frank Junge.
Dass ihn konträre Rollen reizen, beweist Frank Junge in diesem
Jahr erneut mit seiner Berufung zum gesetzlichen Richter oder Schöffen
am LG I München. „Mich hat die Juristerei schon immer mehr
als interessiert, denn sie ist ein Teil der Schauspiels.“ so Junge
dazu.
Wenn man Frank Junge bei all dieser Vielfalt an Tätigkeiten nach
seinen Hobbys fragt, so antwortet er schulterzuckend: „All die
schönen Dinge, die ich heute beruflich leiste, sind mein Hobby
– früher, als junger Mann, wäre mir als Hobby nur das
Reiten eingefallen.“
Frank Junge über das Festspiel Moosburg 2010:
„Ich bin stolz, als Schauspieler in einem Schauspiel mitzuwirken,
welches von einem dermaßen engagierten und professionellen Team
geleitet wird. Besonders beeindruckend ist das von Jochen Servatius
entworfene Bühnenbild, welches von einem Architekten (!), nämlich
Rudi Heinz, umgesetzt wird und welches ich als Modell bereits bewundern
konnte. Ich sehe es als Herausforderung an, meinen Teil zum Gelingen
des Projekts beizutragen und freue mich auf die Proben!“